Hier finden Sie umfangreiche Details über die Geschichte, den Bau und die Kunstwerke der Peterskapelle. Besonders möchten wir Ihnen den letzten Punkt dieser Seite ans Herz legen: Im Rahmen der Sendung "Kirche in Bayern" stellt unsere Mesnerin Ursula Fischer ihren "Lieblingsplatz", die Peterskapelle, vor.
Geschichte und Baugeschichte
Im Südosten der Altstadt entstand der Siechenkobel zu St. Peter und Paul an der ehemaligen Regensburger Straße, eines der vier vor den Toren Nürnbergs gelegenen Siechenhäuser. Die Gegend wird 1344 "Siechgraben" genannt. Der Bau, angeblich von Ulrich Haller schon 1327 als Siechenkobelkapelle gestiftet, geht auf eine testamentarisches Vermächtnis des 1440 verstorbenen Gabriel Tetzel zurück. Die Bauausführung begann nach einem Einspruch des Bamberger Bischofs und Lorenzer Pfarrers jedoch erst erheblich später durch den Vetter des Stifters Jobst Tetzel. Vollendet wurde der Bau 1470. Restaurierungen fanden 1726 bis 1756, 1824, 1879 (Giebelwand) und nach verhältnismäßig geringen Schäden nach dem zweiten Weltkrieg 1945 bis 1948 statt.
Baubeschreibung
Bei der Peterskapelle handelt es sich um einen Sandsteinquaderbau. Der Chor, bestehend aus zwei Fensterachsen mit anschließendem 3/8-Schluß, ist durch ein Netzgewölbe beschlossen. Von den sieben Schlußsteinen ist einer bemalt mit den Brustbildern von Petrus und Paulus, die übrigen zeigen Wappenreliefs, darunter im Chorhaupt das Allianzwappen des Stifters Gabriel Tetzel mit seinen Ehefrauen Kress und Haller.
Das niedrigere Langhaus ist flach gedeckt. Auf beiden Seiten findet sich jeweils ein dreiteiliges Fenster im Ostteil.
Die hufeisenförmige Holzempore aus der Zeit um 1750 wird von profilierten Stützen getragen. Aus der gleichen Zeit stammt vermutlich auch das nördliche und die beiden westlichen Portale sowie die rechteckigen Fenster über der Empore und die Portale mit eisenbeschlagenen Türen.
Die Sakristei an der Südseite des Chores verfügt über ein Sterngewölbe, dessen Schlußstein das Tetzelwappen trägt. Über dem Zugang vom Chor befindet sich ein kleines Fenster.
Hochaltar
Über der mittelalterlicher Steinmensa erhebt sich ein barocker Altaraufbau mit gedrehten Säulen und Sprenggiebeln. Im halbkreisbogig geschlossenen Mittelteil zeigt er, in Holz gefasst, Christus am Kreuz.
Als Seitenfiguren flankieren ihn die Heiligen Petrus und Paulus. Auf den geschwungenen Giebelstücken sitzen Engel, in der Giebelmitte das von Akanthuslaub und Strahlenkranz umgebene Tetragramm als Zeichen für die Gegenwart Gottes. Der Hochaltar wurde um 1700 wahrscheinlich von dem Bildhauer Johann Leonhard Bromig geschaffen.
In der Sockelzone tummeln sich geflügelten Engelsköpfe. Über den Seitenfiguren schmückt freihängendes, vergoldetes Akanthus- und Blütenwerk den Altar. Ursprünglich war hier auch ein Tetzelwappen zu finden.
Nördlicher Seitenaltar: der sogenannte Koleraltar
Auf der abgearbeiteten mittelalterlichen Steinmensa wurde um 1437 ein Triptychon mit Malerei auf Goldgrund von Nikolaus Koler gestiftet. Die Mitteltafel zeigt eine Kreuzigungsdarstellung. Im Streifen darunter ist die zweite Ehefrau des Heinrich Koler, Barbara Kranz mit Wappen abgebildet, unter ihren Kindern der Stifter Nikolaus Koler (mit Wappen Koler-Stromer) und Katharina, verehelichte Pirckheimer, sowie Elsbeth, verehelichte Pregler, jeweils mit Wappen.
Auf dem linken Flügel findet sich der heilige Nikolaus von Bari. Im Streifen darunter Heinrich Koler, gest. 1432, mit Wappen.
Auf dem rechten Flügel ist der heilige Oswald dargestellt und darunter Kolers erste Ehefrau Kunigunde Ensinger mit Wappen.
Auf den Flügelaußenseiten befinden sich links oben die Heiligen Cosmas und Damian, unten Martin und Eligius, auf dem Rahmen zwei Kolersche Wappen. Rechts oben der heilige Erasmus und Märtyrerbischof, unten zwei Bischöfe. Auf dem Rahmen sind zwei Wappen abgebildet, eines davon das Grolandwappen.
Der Altar ist wohl eine Arbeit der produktiven Werkstatt des "Meisters des Bamberger Altars". Er ist vermutlich dem Meister zuzuschreiben, der auch den Cadolzburger Altar geschaffen hat.
Südlicher Seitenaltar: der Muffelaltar
Auf der mittelalterlichen Sandsteinmensa befindet sich als Stiftung eines Muffel (Nikolaus Muffel) und seiner Ehefrau, geborene von Lauffenholz, ein Flügelaltar.
Im Mittelbild ist die Anbetung der heiligen Drei Könige mit dem Wappen der Muffel und Lauffenholz dargestellt.
Auf den Flügelinnenseiten steht links der heilige Jakobus, rechts die heilige Barbara. Die Flügelaußenseiten zeigen links Paulus, rechts Petrus.
Von den Malereien der Predella ist nur die Außenseite des linken Flügels mit einem barock übermaltem Brustbild Christi sowie dem Wappen der Muffel erhalten. Im dritten Viertel des 16. Jahrhundert wurden die Flügel und die Predella barock übermalt. Eine Restaurierung fand in den Jahren 1973 ff statt.
Kanzel
Die Rokokokanzel aus der Zeit um 1750 hat einen leicht geschwungenen Korpus in marmorierter Gestaltung mit schlichten, vergoldeten Rocaille-Feldern. Der Kanzelaufgang verfügt über eine Türe neben dem Sakristeizugang. Im Schalldeckel ist eine Heilig-Geist-Taube dargestellt, auf ihm ein Auferstehungs-Christus aus dem 17. Jahrhundert.
Gemälde und gemalte Epitaphien
Das bedeutendste Bild befindet sich an der südlichen Chorwand der Peterskapelle. Es zeigt den Erzengel Michael als Seelenwäger, darunter die betende Stifterfamilie Pardt samt Wappen. Das auf einer Holztafel gefertigte Bild entstand um 1500.
An der Südwand des Schiffs sind auf einem Doppelepitaph Hans Jakob Haller, gest. 1604, mit Ehefrauen Polixenia Holzschuher, gest. 1580, und Katharina Hase, gest. 1626, dargestellt. Ferner findet sich Hans Ebner, gest. 1577, mit Ehefrauen Sybille Holzschuher, gest. 1570, und Magdalena Boland. Das Bild zeigt eine alttestamentliche Szene mit den knienden Stiftern und ihren Wappen. Der Holzrahmen ist mit toskanischen Halbsäulen, Dreiecksgiebeln und seitlichem Rollwerk versehen. Auf dem Epitaph findet sich eine Bibelinschrift (1.Kor.15) und Namenstafel. Das Werk entstand um 1626.
Das Epitaph des Christoph Tetzel, gest. 1544, und Ehefrau Klara, gest. 1558, mit auferstandenem Christus und kniender Stifterfamilie samt Wappen findet sich über der nördlichen Empore.
Ebenfalls über der nördlichen Empore ist das Epitaph des Pflegers Hierionymus Schürstab, gest. 1522, angebracht. Auf ihm ist die Verklärung Christi auf Tabor dargestellt zusammen mit den knienden Verstorbenen samt Wappen. Der Holzrahmen zeigt toskanische Halbsäulen und eine Namensinschrift am Sockel. Der gemalte Aufsatz ist dreiteilig und zeigt Gottvater, Heiliger-Geist-Taube und zwei Engelsköpfen.
Wand- und Glasmalereien
Über dem südlichen Seitenaltar findet sich ein großes Fresko des heilige Christopherus, gestiftet von Christoph Behaim im Jahr 1591, mit kniender Stifterfamilie samt Wappen.
Der Sakristeieingang ist ein umkränztes Tetzelsches Wappen mit Helmzier aus dem 17. Jahrhundert gemalt.
Die Glasmalereien aus dem frühen 16. Jahrhundert sind meist stark beschädigt und konnten auch bei der Restaurierung in den Jahren 1945-48 nicht wieder hergestellt werden. Meist zeigen sie rechteckige Wappenscheiben mit Helmzier.
Im Einzelnen sind dargestellt: die Wappen der Familien Tetzel und Muffel, eine Verkündigung, die Wappen Imhoff und Tetzel mit Beischild Groland, einen heiligen Jakobus, sowie die Wappen Tetzel mit Beischild Kress und Haller, Groland, Imhoff mit Beischild unbekannt und Loeffelholz, eine Rundscheibe Carl Erasmus Tetzel mit Umschrift um 1640, ein Wappen Holzschuher mit Beischild, ein umkränztes Allianzwappen Koler (bez. 1648), eine Rundscheibe mit Allianzwappen Tetzel, sowie die Wappen Koler und Christoph Derrer mit Beischild seiner Ehefrau Ursula Scheurl.
Grabmäler und Epitaphien
Die vier Grabsteine der Besitzer des Hallerweiherhauses befanden sich ehemals am Boden des Chores. 1945/48 wurden sie unter den Fenstern des Chorhauptes angebracht. Es handelt sich dabei um einen Grabstein mit Bronzeepitaph. Runder Wappenschild für Hieronimus Holzschuher, gest. 1552, mit Umschrift sowie Inschrifttafel für seine Ehefrauen Antonia Welser, gest. 1535, und Magdalena Schlüsselfelder, mit Wappen. Kalksteinplatte mit umkränztem Allianzwappen um unteren und Inschrift im oberen Teil, für Hans Jakob Haller und Ehefrau Polixenia Holzschuher, gest. 1589.Sandsteinplatte mit verwittertem Allianzwappen und darüber Inschrift für Christoph Tetzel d. Ä., gest. 1544, Grabplatte mit Bronzeepitaphien. Inschrifttafel für Sebastian Schedel, gest. 1541, und Ehefrau Barbara Pfinzing, gest. 1528, darunter Wappen mit zwei Beischildern. Bronzeepitaph für Hans Ebners Ehefrau Sybilla Holzschuher, gest. 1570, Allianzwappen in Rahmung über Inschrifttafel mit Laubwerk. Epitaph des Hans Ebner, gest. 1598, und Ehefrau Clara Holzschuher, Kalkstein. Mittlere Relieftafel gerahmt von Inschriften und Wappen. Mit Taufe Christi und betendem Ehepaar mit Wappen. Reiches architektonisches Rahmenwerk mit Relief des Sündenfalls und der Vertreibung aus dem Paradies am Sockel, sowie Tragefigürchen am Aufsatz und den seitlichen Voluten. Über dem Gebälk Reliefaufsatz mit Tanz um das goldene Kalb. Bekrönung durch Rundmedaillon mit Sündenfall.
Totenschilder und Aufschwörschilde
Über dem Sakristeizugang großer, oktogonaler Wappenschild mit Helmzier, Umschrift und Rollwerkrahmung, Hans Ebner, gest. 1598. Über der Nordempore Wappenschild mit Inschrift Wolff Lorenz Walter von Heitzenhofen und Hochdorf, gest. 1626. Über der Westempore Schild für Felix Jakob Tetzel, gest. 1736, vor Draperie gestürztes Wappen (letzter seines Geschlechts) mit Helmzier und Inschrifttafel. Am nördlichen Triumphbogengewände Tetzelscher Wappenschild mit Helmzier.
Mein Lieblingsplatz - die Peterskapelle
Im Rahmen einer Reportage des Evangelischen Fernsehens über Lieblingsplätze wurde in der Sendung "Kirche in Bayern" unsere Peterskapelle vorgestellt.
Unsere Mesnerin Ursula Fischer bringt uns Ihren Lieblingsplatz - unsere Kapelle näher.
Unter folgendem Link können Sie das Video auch Online ansehen: Peterskapelle
Literaturnachweis: Bayerische Kunstdenkmale, Die Stadt Nürnberg, Kurzinventar, Deutscher Kunstverlag